In der russisch-sowjetischen Küche gibt es eine Menge Rezepte, die sich ins Deutsche am ehesten mit „… für Faulpelze“ übersetzen lassen – im Original spricht man von „ленивые …“. Es geht dabei darum, ein arbeitsintensives Rezept zu vereinfachen, so dass es weniger Energie und Zeit benötigt. Das äußere Erscheinungsbild des ursprünglichen Rezeptes wird häufig auch mehr oder minder eingebüßt, nicht jedoch der Geschmack. Die Idee hinter solchen Rezepten ist immer: gleicher Genuss bei weniger Arbeit.
Und der Genuss, den dieses Rezept mit sich bringen soll, sind meine echten Kohlrouladen. Vereinfacht wird im Vergleich zum Original der Umgang mit dem Kohl: es wird lediglich ein wie auch immer geartetes Stück eines Kohlkopfes benötigt, keine schönen großen intakten Blätter. Es muss weder Kohl blanchiert, noch müssen Kohlpäckchen gewickelt werden: der Kohl verschwindet sozusagen in dem Kloß. Der Kloß schmeckt am Schluss aber so, als wäre er eine Kohlroulade.
Ansonsten ist das Rezept dem Original sehr ähnlich. Diese Klöße sind sogar noch saftiger, als meine ohnehin schon sehr saftige Kohlrouladenfüllung. Hier eine „Innenansicht“:

Ein Fleischwolf ist für dieses Rezept von großem Vorteil. Wer keinen Fleischwolf hat, kann sich evtl. mit einem Multizerkleinerer / einer Küchenmaschine behelfen oder das Gemüse reiben und das Fleisch als Hackfleisch erwerben.
Zutaten (für etwa 6-10 Portionen):
400 g Schweineschulter (oder sonstiges Fleisch, ggf. auch fertiges Hackfleisch)
350 g Weißkohl
100 g (Rundkorn-)Reis
250 g Zwiebeln
1 Karotte
1/2 Paprika
500 ml passierte Tomaten
300 ml Schmand
einige Zweige glatte Petersilie
etwas Butterfett oder hocherhitzbares Öl zum Anbraten
Salz, Pfeffer, Chilli nach Geschmack
2-3 Lorbeerblätter
Zubereitung:
Den Reis 2-3 mal mit kaltem Wasser waschen, dann mit etwa 100 ml frischem Wasser zum Kochen bringen und auf kleiner Flamme so lange auf dem Herd stehen lassen, bis alles Wasser aufgesogen ist (er wird und soll dabei nicht gar sein). Den Reis etwas abkühlen lassen.
In der Zwischenzeit den Kohl grob hacken, mit etwas Salz vermischen und beiseitestellen.
Eine Zwiebel, die Paprika und die Karotte jeweils in Streifen/Stifte schneiden und beiseitestellen. Die Petersilie waschen, trockenschütteln und wiegen.
Die übrigen Zwiebeln grob schneiden (so dass sie in den Fleischwolf passen). Das Fleisch ebenso fleischwolfgerecht zerkleinern.
Nun zunächst das Fleisch wolfen und beiseitestellen. Eine weitere Schüssel unter den Fleischwolf stellen, die Zwiebeln und den Kohl wolfen. Das gewolfte Gemüse etwas ausdrücken und zum Fleisch geben. Den ausgedrückten Gemüsesaft beiseitestellen.
Nun auch den Reis zum Fleisch und Gemüse geben. Mit Salz und Pfeffer würzen (dabei bedenken, dass der Kohl bereits Salz in sich hat). Die Mischung gut durchkneten. Wenn sie dabei zu nass wirkt, ggf. noch etwas (Panier-) Mehl oder eingeweichtes Brot dazugeben. Wenn die Mischung zu trocken wirkt, etwas von dem Gemüsesaft hinzugeben. Aus der Mischung Klöße etwa in der Größe von Frikadellen/Bouletten – oder je nach Belieben. Nun diese in Butterfett oder einem hocherhitzbaren Öl von beiden Seiten scharf anbraten und in einen Topf schichten.


Die Klöße sollten dabei von beiden Seiten Farbe annehmen, sie dürfen innen roh bleiben. Das Anbraten bringt Röstaromen ins Gericht, vor allem auch Kohl-Röstaromen. Wer dieses Anbraten überspringt, bekommt einen weniger vielschichtigen Geschmack. Wer allerdings die echten Kohlrouladen nicht vor dem Schmoren anbrät, kann es hier durchaus auch weglassen.
Nachdem die letzten Klöße aus der Pfanne in den Topf gewandert sind, kommt das in Streifen geschnittene Gemüse in die Pfanne (Zwiebel, Karotte und Paprika). Dieses nun auch gut anbraten.

Dann mit dem übrigen Gemüsesaft ablöschen. Den Schmand hinzufügen und die Mischung aufkochen lassen. Die passierten Tomaten unterrühren und etwa 300 ml Wasser hinzufügen. Die Mischung aufkochen lassen. Petersilie, Salz, Pfeffer, Chilli und Lorbeerblätter unterrühren. Die Mischung über die Klöße geben. Dabei sollte die Flüssigkeit die Klöße am besten knapp bedecken.

Der Topfinhalt zum Kochen bringen, dann die Hitzezufuhr soweit reduzieren, dass der Inhalt nur noch leise köchelt. Etwa 1 Stunde schmoren lassen. Wenn die Flüssigkeit zwischenzeitlich zu arg verdampf, mit etwas kochendem Wasser auffüllen. Den Topfinhalt wärend des Kochens bitte nicht umrühren: die Klöße sind ziemlich fragil und würde dabei möglicherweise zerfallen.
Als Beilage passen – wie zu den echten Kohlrouladen – Kartoffeln in jeglicher Form. Zum Servieren ggf. mit etwas Petersilie bestreuen.
Dies ist ein Gericht, dass sich gut portionsweise einfrieren lässt.

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