Warmes Frühstück gehört im heutigen Deutschland selten zum Alltag. Ganz anders verhält es sich in den ostasiatischen Kulturen und Küchen. Dieser Unterschied wird in dem Buch „Ost trifft West“ von Yang Liu gut gegenübergestellt.

Ich bin das Kind einer Kultur, die sich dazwischen befindet: mit dem kalten Abendbrot konnte ich noch nie viel anfangen, und zwei warme Mahlzeiten am Tag als Mittag- und Abendessen sind für mich schon immer der Normalzustand.
Nun ist es nicht nur eine kulturelle Facette in ostasiatischen Ländern, dass auch das Frühstück eine warme Mahlzeit ist. Sowohl die traditionelle chinesische Medizin als auch die noch viel ältere ayurvedische Ernährungslehre empfiehlt warme/gekochte Mahlzeiten. Deswegen habe ich immer mal wieder überlegt, ob ich mir nicht auch eine warme Frühstücksalternative zulegen sollte. Die warmen Frühstücke Ostasiens sind mir zum Teil zu fremd (z.B. Congee), zum Teil aus organisatorischen Gründen nicht in meinen deutschen Alltag zu integrieren (z.B. eine frische, heiße Sojamilch in der herzhaften Variante wie in Taiwan oder eine ausladende Menge an kleinen Gerichten wie in Korea oder Japan).
Nun bin ich auf etwas gestoßen, das ich doch mal ausprobieren wollte: Habermus. Ich habe ein Rezept auf der Packung von Dinkelflocken entdeckt, die ich eigentlich gekauft hatte, um mir selbst Müslimischungen zu machen. Zwischenzeitlich habe ich herausgefunden, dass Habermus – ein traditionelles warmes schwäbisches Almfrühstück – jahrhundertlang bekannt war, bis es (nahezu) vergessen wurde. Zudem gibt es bei Hildegard von Bingen eine eigene Abwandlung davon. Nach einigen Wochen der mehr oder minder regelmäßigen Habermuszubereitung kann ich sagen, dass dieses Frühstück mir viel weniger schwer im Magen liegt als z.B. ein Müsli, es hält mich über Stunden besser satt als ein Butterbrot und lässt mich den Vormittag über viel konzentrierter arbeiten. Meine aktuelle Lieblingsmischung habe ich als Zutatenliste aufgeführt, Änderungen sind jederzeit möglich. Wie viel Zeit die Zubereitung in Anspruch nimmt, hängt vom Herd ab: meiner kocht mir das Wasser in einer halben Minute, in der Zeit schaffe ich es gerade so, die übrigen Zutaten zurechtzulegen. Insgesamt brauche ich also etwa 2-3 Minuten.
Wasser: Ich habe sowohl mit Kuhmilch als auch mit pflanzlichem Milchersatz experimentiert, dabei wird das Ganze allerdings deutlich schleimiger und die Flocken bleiben gleichzeitig bissfester als beim Kochen mit bzw. Quellen im Wasser.
Quark: Der „normale“ Speisequark schreckt manche Menschen aufgrund der „20% Fett i.Tr.“ Aufschrift ab. Es sind 20 % Fett im Trockengewicht, da der Quark aber sehr nass ist, hat er in Wirklichkeit keine 5% Fett und ist somit nur minimal fetter als Vollmilch bzw. noch nicht einmal halb so fett wie griechischer Joghurt. Es gibt also keinen Grund, auf den geschmacksneutralen Magerquark mit kreidigem Mundgefühl zurückzugreifen.
Dinkelflocken: Die werden bei uns von den örtlichen Supermärkten und Biosupermärkten nicht geführt (zumindest habe ich sie dort noch nie außerhalb von Müslimischungen gesehen), ich fand sie zufällig im Reformhaus. Ich mag die Kleinblatt-Dinkelflocken. Bei Hildegard von Bingens Habermus wird nach Dinkelschrot verlangt. Im traditionellen Habermus wurde überhaupt ein Musmehl (aus fein vermahlenen gerösteten Dinkelkörnern) verwendet. Somit scheint es für jeden Geschmack eine Vorlage zu geben.
Bananen: Die passen meines Erachtens gut da rein, war meine eigene Idee. Für eine Portion ist mir eine ganze Banane aber definitiv zu viel. Und was macht man mit einer halben reifen Banane? Die Lösung lieferten mir Greensmoothie-Fanatiker in ihren Videos: Bananen bis zum gewünschten Grad reifen lassen, schälen, ggf. bereits in Stücke schneiden und einfrieren (zunächst verteilt auf einem Tablett, erst später in eine Dose oder einen Beutel umfüllen), dann hat man immer reife Bananen griffbereit und kann eine beliebige Menge entnehmen, ohne sich um den Rest sorgen zu müssen.
Süßungsmittel: Taucht in der aktuellen Zutatenliste nicht auf, weil ich wegen Banane und Feige keine weitere Süße brauche. Wer saure Beeren oder Obst verwendet, wird sicher nicht umhinkommen, doch etwas Honig oder Ähnliches im Kochwasser aufzulösen.
Zutaten (Grundrezept):
120 ml Wasser
30 g Dinkelflocken oder Dinkelschrot
Trockenobst
Frische oder gefrorene Früchte und oder Beeren
Speisequark
Nüsse
optional:
Honig
Gewürze (z.B. Zimt, Galgant)

Zutaten (mein aktuelle Lieblingsmischung):
120 ml Wasser
30 g Kleinblatt-Dinkelfocken
1 Trockenfeige
1/2 reife Banane s.o.
40 g Blaubeeren (gefroren)
50 g Speisequark s.o.
20 g Walnusskerne
10 g Sonnenblumenkerne
5 g Mandelblättchen
Zubereitung:
Wasser aufkochen, die in Würfel geschnittene Feige und die Flocken hineingeben, wieder aufkochen lassen. Die Bananenstücke unterrühren. Nach insg. 1 Minute Kochzeit, den Herd ausschalten. Blaubeeren dazugeben. Den Topf abgedeckt auf dem Herd etwa 10-15 Minuten quellen lassen.

In eine Schüssel den Quark geben, den Topfinhalt darauf geben, mit der Nussmischung bestreuen. Entweder sofort durchrühren oder als „Schichtmahlzeit“ abstechend essen.

Hinterlasse einen Kommentar